21. Oktober 2024

Ein Bündnis für Beteiligung und Transparenz im Strukturwandel

Bericht zur 2. StrukturWANDELkonferenz am 2. Oktober 2024

Viele aktive Menschen im Strukturwandel der Lausitz setzen sich für Geschlechtergerechtigkeit ein. Einige reden drüber, Andere machen es einfach. Und wieder Andere wenden sich ab, sobald öffentlich von Geschlechtergerechtigkeit die Rede ist.

Im Zentrum der 2. strukturWANDELkonferenz standen Menschen, die darauf hinweisen, dass Geschlechtergerechtigkeit kein „Problem von Frauen“, sondern ein gesamtgesellschaftliches Anliegen ist und gestaltet werden muss: Damit noch mehr Menschen am Wandel in der Lausitz partizipieren, sich in der Lausitz wohlfühlen können und Mitbestimmung nicht eine Frage des Geschlechts ist.

Die 2. strukturWANDELkonferenz schloss die Lücke zwischen dem Wissen über ungleiche Folgen von Strukturwandelprozessen und der Fähigkeit zu handeln. Sie war ein wichtiger Schritt zur Verzahnung aller Kräfte und trug zur Sichtbarkeit der Akteure und der Themen bei. Sie verstand sich als Beitrag zum „Voneinander-Wissen“ und als Aufruf zur Verbündung und Vernetzung. Sie folgte der Intention, dass Solidarität und Erfahrungsaustausch zum Ziel führen.

Knapp 140 Teilnehmende widmeten sich der aktuellen Entwicklung von Gleichstellungsaspekten im Strukturwandel der Lausitz und möglichen Lösungsansätzen für noch offene Bedarfe und Herausforderungen. So wurden bspw. Daten und Fakten zusammengetragen, die sowohl aus der regionalen als auch Bundesperspektive Hinweise geben, welche Faktoren Einfluss auf eine positive Entwicklung haben und wie demnach die bisherigen Maßnahmen des Strukturwandels wirken. Es wurde weiterhin in mehreren Panels die Frage beleuchtet, wie Gleichstellung konkret in Unternehmen, Verwaltungsstrukturen und anderen praktisch umgesetzt werden kann und warum sowohl Generationskonflikte als auch die europäische Vernetzung Chancen bieten.

Die 2. strukturWANDELkonferenz wurde umgesetzt durch das Bündnis Gleichstellung Lausitz! Das Bündnis Gleichstellung ist ein Zusammenschluss von Sächsinnen und Brandenburgerinnen, die die in zwei Bundesländern geteilte Lausitz als eine Region betrachten und sich proaktiv in die Gestaltung des Lausitzer Strukturwandels einbringen. Es besteht aus Personengruppen, die in den bestehenden Formaten und Strukturen bisher kaum sichtbar sind oder sich aktiv einbringen können.

Die Initiative für das Bündnis ging von den Kommunalen Gleichstellungsbeauftragten der Lausitz aus. Über 10 Kommunale Gleichstellungsbeauftragte haben eine Schnittstelle von Gleichstellung und Strukturwandel geschaffen. Sie positionieren sich proaktiv und setzen sich seit 2020 gemeinsam mit der Landesgleichstellungsbeauftragten aus Brandenburg, begleitet vom TRAWOS-Institut der Hochschule Zittau/Görlitz auf verschiedenen Ebenen für einen geschlechtergerechten Strukturwandel ein. Sie gewinnen kontinuierlich Unterstützung auf Landes-, Bundes- und EU- Ebene. Neben den Lausitzbeauftragten arbeitet das Bündnis Gleichstellung mit langjährigen und neuen Partnern in Wissenschaft, Wirtschaft, Gewerkschaften und Zivilgesellschaft zusammen und entwickelt Maßstäbe der Zusammenarbeit.

Das Bündnis will Beteiligung und Transparenz im Strukturwandel. Es will, dass mehr Frauen in Gremien und auf Podien sitzen und sprechen. Dafür soll Frauen die Möglichkeit gegeben werden. Es will darauf hinweisen, dass Ungleichheitsdynamiken im Strukturwandel auf Kosten von Frauen gehen und ihre Gestaltungsabsichten in den Vordergrund stellen.

Fazit: Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein gemeinsamer Auftrag von Bund, Ländern, Kommunen und Zivilgesellschaft. Kommunale Gleichstellungsarbeit braucht mehr denn je Rückhalt von der EU, dem Bund und den Ländern. Das Engagement auf kommunaler Ebene zeigt, wie wichtig und entschlossen wir sind, um Geschlechtergerechtigkeit im Strukturwandel zu erreichen und so die sozial-ökologische Transformation geschlechtergerecht voranzubringen.

Dokumentation
Die HSZG als starker Kooperationspartner
  • Das TRAWOS-Institut begleitet das Bündnis Gleichstellung Lausitz seit seiner Entstehung und steht den Gleichstellungsbeauftragten mit wissenschaftlichem Rat zu den Themen Gleichstellung, Geschlechterforschung und Engagement zur Seite. Alle Informationen und die Geschichte der Gründung des Bündnisses sind auf den Seiten des TRAWOS sowie F wie Kraft zu finden.
     
  • Lausitz - Life & Technology beteiligte sich an der Tagung mit einem eigenen Beitrag an der Tagung. Das Panel „Mehr als nur ein Arbeitsplatz!“ thematisierte praktische Ansätze zur Gleichstellung in Unternehmen und Forschungseinrichtungen, insbesondere in der Grenzregion mit Polen und Tschechien. Leonie Liemich von Lausitz – Life & Technology betonte die Bedeutung eines ganzheitlichen Ansatzes für die Regionalentwicklung, der sowohl technologische als auch soziale Aspekte integriert. Die Diskussion verdeutlichte, dass Frauen in Forschungs- und Entwicklungsprojekten (F&E) unterrepräsentiert sind und diskutierte gemeinsam mit dem DZA verschiedene Ansätze aus dem HR-Bereich, um Frauen stärker in die Wissenschaft einzubinden. Am Beispiel von L&T verdeutlichte Liemich an 20 angestoßenen Forschungs- & Entwicklungsprojekten für die Region, die in den letzten 4 Jahren von L&T angeschoben wurden, dass hier nur 25 % unter weiblicher Projektleitung und 28 % durch weibliche wissenschaftlich Mitarbeitende durchgeführt werden. Liemich forderte gezielte Maßnahmen zur Förderung von Diversität und interdisziplinärer Kooperation, um zukunftsfähige Entwicklungen voranzutreiben, die gleichermaßen technisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltig sind.
     
  • Mit der "Forschungsfabrik" CircEcon leisten die Technischen Universitäten in Dresden, Freiberg und Chemnitz im Verbund mit der Hochschule Zittau/Görlitz einen bedeutenden Beitrag zur regionalen Entwicklung der Lausitz. Diese Kooperation vereint gebündelte Kompetenzen der angewandten Wissenschaft zum Thema Kreislaufwirtschaft, um innovative Lösungen für die Herausforderungen der Region zu entwickeln. CircEcon setzt auf praxisnahe Forschung und ermöglichen die Umsetzung von Ideen direkt vor Ort. Diese Zusammenarbeit zielt darauf ab, die Wirtschaft und Infrastruktur in der Lausitz nachhaltig zu stärken, die regionale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und damit Verbleibchancen für Menschen in der Lausitz zu generieren. Die Strukturwandelkonferenz bot die Chance mit vielen Akteuren der Lausitz in Austausch zu kommen.
     
  • Das Professorinnenprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unterstützt  Frauen in ihrer wissenschaftlichen Karriere und hat das Ziel, den Anteil an weiblich besetzten Professuren an deutschen Hochschulen maßgeblich zu steigern. Gleichzeitig werden die notwendigen gleichstellungspolitischen Strukturen an Hochschulen ausgebaut und durch gleichstellungsfördernde Maßnahmen gestärkt. An der HSZG betrifft dies u.a. den Kapazitätsausbau im Bereich Genderforschung. Die Strukturwandelkonferenz trägt sowohl zur Vernetzung von gleichstellungspolitischen Akteurinnen in der Region Lausitz als auch zu einer erhöhten Sichtbarkeit exzellenter Forscherinnen an der HSZG bei.

Ihre Ansprechpartnerinnen am TRAWOS

Foto: Dr. phil. Julia Gabler
Dr. phil.
Julia Gabler
Fakultät Sozialwissenschaften
02826 Görlitz
Furtstraße 2
Gebäude G I, Raum 2.21
2. Obergeschoss
+49 3581 374-4264
B.A.
Marie Melzer
Institut für Transformation, Wohnen und soziale Raumentwicklung
02826 Görlitz
Parkstraße 2
Gebäude G VII, Raum 315
2. Obergeschoss
+49 3581 374-4459