Neues Leitlinien-Papier zum Indo-Pazifik würdigt die CDHAW. Prof. Worlitz begleitet das Projekt seit Gründung im Jahre 2004. Im Interview blickt er auf die erfolgreiche Partnerschaft zurück.
Im neuen Papier der Bundesregierung „Leitlinien zum Indo-Pazifik“ wurde die Chinesisch-Deutsche Hochschule für angewandte Wissenschaften (CDHAW) erwähnt und als Leuchtturmprojekt herausgestellt.
Die CDHAW ist eine Einrichtung innerhalb der Tongji-Universität im Herzen der Millionenstadt Shanghai. Die 26 deutschen Partnerhochschulen des deutschen Hochschulkonsortiums für internationale Kooperationen, zu denen seit Gründung der CDHAW auch die Hochschule Zittau/Görlitz gehört, beteiligen sich sowohl fachlich als auch im Studierendenaustausch im Rahmen eines Doppelabschlussprogramms.
An der HSZG haben Studierende des Studiengangs Mechatronik die Möglichkeit, an dem Programm der Tongji Universität und dem Deutschen Hochschulkonsortium für Internationale Kooperationen teilzunehmen. Diese Kooperation bietet Studierenden die einmalige Chance, mitten in der atemberaubenden Metropole wertvolle praktische Erfahrungen zu sammeln, internationale Kompetenzen zu erwerben und dabei ihren kulturellen Horizont zu erweitern.
Studierende aus China haben wiederum die Möglichkeit, im Rahmen dieser Kooperation zum Studieren an die HSZG zu kommen. Dieses Angebot nehmen seit 2007 jährlich bis zu zehn Mechatronik-Studierende an.
Eine erfolgreiche bilaterale Zusammenarbeit, die nun besonders in einem neuen Papier der Bundesregierung herausgestellt wird. Mit den „Leitlinien zum Indo-Pazifik“ stellt die Bundesregierung seit August dieses Jahres die Weichen für ihre zukünftige Politik mit den Ländern im indo-pazifischen Raum. Ziel ist es, die Zusammenarbeit mit den Ländern im Indo-Pazifik auszubauen, da diese in den vergangenen Jahren wirtschaftlich und politisch an Bedeutung gewonnen haben.
„Im Rahmen der Förderung einer nachhaltigen Zusammenarbeit im Bereich Wissenschaft und Forschung wurden im indopazifischen Raum zwei Hochschulen unter deutscher Mitwirkung gegründet: die Chinesisch-Deutsche Hochschule der Tongji-Universität mit der Chinesisch-Deutschen Hochschule für angewandte Wissenschaften (CDHAW) und dem Chinesisch-Deutschen Hochschulkolleg in Shanghai sowie die Vietnamesisch-Deutsche Universität in Ho-Chi-Minh-Stadt. Diese Leuchtturmprojekte der deutschen Außenwissenschaftspolitik will die Bundesregierung zukünftig in ihrer Entwicklung weiter begleiten und unterstützen.“
(Quelle: Seite 59, Bundesregierung - Leitlinien zum Indo-Pazifik: DEUTSCHLAND – EUROPA – ASIEN, Das 21. Jahrhundert gemeinsam gestalten.)
Grund genug, um mit Prof. Dr.-Ing. Frank Worlitz, Gastdozent und Fachkoordinator für die Mechatronik an der CDHAW, einen kurzen Rückblick auf die Erfolgsgeschichte der Chinesisch-Deutschen Hochschule für angewandte Wissenschaften (CDHAW) an der HSZG zu werfen.
Prof. Worlitz, neben der Würdigung der CDHAW im neuen Leitpapier der Bundesregierung wurde die Tongji-Universität bereits 2016 vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck als „ein herausragender Ort des akademischen Austauschs zwischen unseren Ländern“ bezeichnet. Wie hoch ist der Wert der politischen Aufmerksamkeit für das bilaterale Projekt CDHAW?
Die Idee wurde bei einem Deutsch-Chinesischen Treffen zwischen den Bildungsminister*innen beider Länder Anfang der 2000der Jahre geboren und bereits 2004 kam es zur Gründung des deutschen Hochschulkonsortiums. Zwischen 2008 und 2019 haben 1623 chinesische und deutsche Studierende einen Doppelabschluss an der CDHAW erworben. Die CDHAW ist de facto eine eigene Fakultät mit eigenem Staff und eigenen Laboren an der Tongji Universität in Shanghai. Auch das ist etwas Besonderes in der internationalen Hochschulkooperation.
Der Erfolg ist auf die engagierte Arbeit und außergewöhnlich gute Zusammenarbeit aller Beteiligten in den Ministerien, dem DAAD und den Hochschulen zurückzuführen. Die politische Unterstützung war immer wichtig. Wenn wir heute auf gut 16 Jahre CDHAW zurückblicken können, dann ist das auch das Resultat einer richtungsweisenden, weitblickenden Weichenstellung durch die politischen Akteure, die uns bis heute begleitet.
Wie sehen die Rahmenbedingungen für Studierende an der HSZG aus, um einen deutsch-chinesischen Bachelor-Doppelabschluss in Mechatronik zu erlangen?
Das Besondere bei dieser Kooperation ist, dass Studierende in zwei Semestern diesen Doppelabschluss erlangen können. Eines der Semester ist dabei ein Theoriesemester, das nur im Wintersemester angeboten wird und dessen Vorlesungen in englischer Sprache erfolgen. Das Programm ist für Studierende nach vier absolvierten Bachelorsemestern an der Hochschule Zittau/Görlitz vorgesehen und kann im fünften und/oder sechsten Semester absolviert werden. Wer einen Doppelabschluss anstrebt, muss seine Bachelorarbeit in englischer Sprache anfertigen und einreichen. Der CDHAW wird jährlich über das China Scholarship Council (CSC), ein Kontingent-Stipendium der Regierung der VR China, bereitgestellt. Diese Stipendien sind für die deutschen Teilnehmenden der Doppelabschlussprogramme der CDHAW vorgesehen und können auch von Studierenden der HSZG beantragt werden.
Wie wird das Programm an der HSZG angenommen?
Immer mehr deutsche Studierende der Partnerhochschulen nutzen das Angebot des Doppel-Bachelorprogrammes an der CDHAW. So auch an der HSZG. Derzeit sind es vier Studierende der Mechatronik, die im Doppelabschlussprogramm studieren. Insgesamt sind es in diesem Jahr, trotz coronabedingten Einschränkungen, 21 deutsche Studierende im SG Mechatronik.
Wie gestaltet sich die Partnerschaft für chinesische Studierende?
Die chinesischen Studierenden absolvieren die ersten drei Jahre in Shanghai und das vierte Studienjahr an einer von 26 Partnerhochschulen in Deutschland, sofern sie die fachlichen und sprachlichen Leistungen erfüllen, also beispielsweise bei uns an der HSZG. Im Anschluss an den Doppelabschluss in Deutschland entscheiden sich viele für ein Masterstudium.
Studierende der Tongji-Universität in Shanghai nahmen im letzten Jahr an einem Summer School-Programm an der HSZG teil. Sie absolvierten Versuche in den modernen Laboren der Fakultät Elektrotechnik und Informatik und besichtigten das Zittauer Kraftwerklabor sowie das Stellwerk Zittau Süd. Wie ist das Programm bei den Studierenden angekommen?
Ja das ist richtig, letztes Jahr absolvierten erstmals siebzehn Studierende der CDHAW eine Summer School an der HSZG. Dass Studierende der CDHAW in den Semesterferien eine Summer School in Deutschland durchführten, ist mittlerweile zur Tradition geworden. Neu im letzten Jahr war, dass auf der zweiwöchigen Reise nach den Universitäten in Mannheim, Göttingen, Prag, Regensburg und München auch an der HSZG in Zittau Station gemacht wurde. Bei den Studierenden ist besonders das Stellwerk Süd, aber auch die modernen Labore und die schöne Umgebung, besonders der Oybin, in Erinnerung geblieben. In diesem Jahr auch Station in Zittau zu machen, war ausdrücklicher Wunsch der chinesischen Seite, dem wir gern nachgekommen sind.
Zwei Studierende der Summer School haben im Herbst ihr Studium an der HSZG aufgenommen.
Seit ihrer Gründung entwickelte sich die CDHAW schnell zum Erfolgsmodell. Seit 2011 ist sie eine Teileinrichtung der Chinesisch-Deutschen Hochschule (CDH) an der Tongji-Universität. Was glauben Sie, sind die größten Vorteile eines bilingualen Studiums im Rahmen der CDHAW?
Die chinesischen und deutschen Alumni der CDHAW sind auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt. Sie kommen in den Genuss einer praxisnahen Ausbildung und erlangen neben Auslandserfahrung wichtige sprachliche und interkulturelle Kompetenzen. Damit können sie wichtige Schnittstellen von Unternehmen zwischen China und Deutschland besetzen. Ein eindeutiger Vorteil.
Im Oktober vergangenen Jahres fanden eine ganze Reihe Aktivitäten statt, um die Internationale Kooperation auf dem Gebiet der Lehre weiter zu vertiefen. Hierzu reisten Sie und die heutige Prorektorin für Bildung und Internationales, Frau Prof. Sophia Keil, nach Shanghai, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen der HSZG und der CDHAW im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsingenieurwesen zu entwickeln sowie Erfahrungen beim Lehrbetrieb einer „Smart Factory“ auszutauschen. Wie ist der aktuelle Stand der Entwicklungen?
Zukünftig wollen wir auch im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen mit der CDHAW kooperieren, um im ersten Schritt deutschen Studierenden ein Teilstudium an der Tongji Universität zu ermöglich. Später sollen, ähnlich wie im Studiengang Mechatronik, auch chinesische Studierende zum Studium nach Zittau kommen. Auch denken wir darüber nach, Kooperationen zu anderen Universitäten unter dem Konsortialdach DHIK zu entwickeln.
Aber auch in der Forschung wird es zukünftig eine verstärkte Zusammenarbeit geben. Derzeit bereiten wir gemeinsam mit den chinesischen Kolleg*innen ein Forschungsvorhaben zu „Industrial Big Data“ und „Artificial Intelligence Technology“ vor. Beginn des Projektes soll 2021 sein. Neben CDHAW und HSZG werden auch noch andere Partner*innen aus China und Deutschland beteiligt sein.
Interessierte an dem deutsch-chinesischen Bachelor-Doppelabschluss in Mechatronik können sich per Mail an Prof. Dr.-Ing Frank Worlitz wenden.