Alexandra Espinosa Rojas studiert im Master Internationales Management. Im Gespräch erzählt sie von den Möglichkeiten des Double Degree-Abschlusses und wie sich Familie mit Studium verbinden lässt.
In unserer Reihe "Dein Weg zum Master" stellen wir in regelmäßigen Abständen unsere Master-Studierenden näher vor und berichten über ihre Beweggründe für die Wahl ihres ganz besonderen Studienganges, ihr Leben in der Region und ihre persönlichen Ziele.
Alexandra Espinosa Rojas studiert den Master Internationales Management. Sachsenweit einmalig wird dieser kooperative Master-Studiengang zusammen mit dem Internationalen Hochschulinstitut Zittau der Technischen Universität Dresden angeboten. Sie nutzt die Möglichkeit des Double Degree-Abschlusses mit der Technischen Universität Liberec und ist Mutter zweier Kinder, die sie während des Studiums geboren hat. Ein Gespräch über Kinder, Karriere und Kultur.
Siebenundneunziger Jahrgang, quirlig, laut und lustig – dabei ein Baby auf dem Arm schaukelnd – Alexandra Espinosa Rojas erzählt von ihrem International Management Master-Studium, während sie bei sich zu Hause im Wohnheim F in Zittau am Küchentisch sitzt. Hier wohnen mit ihr in einem der Familienzimmer ihr Mann, und ihre zwei Söhne, beide während ihres Studiums geboren. Der große ist anderthalb, der kleine gerade mal drei Wochen alt. Vielleicht könnte man bei Alexandra Espinosa Rojas ein paar leichte Augenringe erahnen, aber dann strahlt sie wieder, während sie über ihren zweiten Studienstandort an der Technical University of Liberec redet, und der kurze Eindruck von Müdigkeit ist verflogen. „Ich komme eigentlich aus Düsseldorf“, sagt die 27-Jährige. „Dort habe ich meinen Bachelor in Kommunikations- und Multimediamanagement abgeschlossen, der war relativ spezifisch. Ich habe lange nach einem breiteren, weiterführenden Studium gesucht“, sagt sie und stieß auf das Double Degree International Management der TU Dresden in Zusammenarbeit mit der TU Liberec und dem IHI Zittau.
Double Degree bedeutet, dass man Kurse sowohl an der TU Dresden sowie an einer der Partneruniversitäten absolviert, und wenn man hier mindestens 30 Credits erreicht, erhält man am Ende des Studiums einen Abschluss von beiden Universitäten.
Das Internationale Hochschulinstitut Zittau wurde 1993 als Modell gemeinsamen, grenzüberschreitenden Lernens durch Partnerhochschulen in Sachsen, Polen und der Tschechischen Republik gegründet. Das IHI Zittau ist vor allem eine Netzwerk-Einrichtung: Die Studierendenschaft ist mit etwa 300 jungen Menschen übersichtlich, aber kulturell bunt gemischt: Über 30 Nationen auf vier Kontinenten sind hier vertreten. Die Vorteile einer kleinen Graduierten-Hochschule: konzentriert und doch persönlich gefördert und in der Kleingruppe vernetzt studieren. Seit 2013 ist das IHI Zittau Zentrale Wissenschaftliche Einrichtung der TU Dresden. „Ich wusste allerdings nicht, dass Zittau dann doch weiter weg von Dresden ist, als ich gedacht hätte – und auch nicht, wie klein es hier ist.“
Alexandra Espinosa Rojas liebt den grenzüberschreitenden Central European Campus Neisse/Nisa. Mehrmals pro Woche fährt sie die zwanzig Minuten mit dem Auto nach Tschechien. Sie belegt Grundlagenkurse in Polnisch und Tschechisch, findet es wichtig, sich in den Nachbarländern zumindest grob verständigen zu können. Internationalität spielt in ihrem Leben eine große Rolle: ihr Mann ist Kolumbianer. Sie haben sich bereits in Düsseldorf kennengelernt, beim Salsatanzen. Und sind gemeinsam nach Zittau gekommen. Ihre Kinder wachsen zweisprachig auf, „wir wollen auf jeden Fall mal im Ausland leben“, sagt sie ganz klar. Vielleicht in Lateinamerika. Bereits nach ihrem Bachelorstudium arbeitete Alexandra Espinosa Rojas bei Amazon Logistik als sogenannte Area Managerin, unter ihr ein Team von 80 Mitarbeiter*innen. Englisch, Spanisch – kein Problem für sie. Klar, dass sie sich dann auch mit den Nachbarländern am Standort Zittau verbindet, sie sagt, ihr Freundeskreis bestehe hauptsächlich aus polnischen und tschechischen Studierenden. Während des Studiums trifft sie allerdings auf ganz unterschiedliche Nationalitäten: Studierende aus Indien, Nepal, Lateinamerika. „Ich liebe es, in internationalen Teams Herausforderungen gemeinsam zu meistern, aber auch Konflikte zu lösen, die auf Grund der unterschiedlichen Kulturen entstehen.“
Zweimal wird sie während des Masterstudiums schwanger. Jetzt steht sie kurz vor der Masterarbeit, mal schnell so eben weiter studieren mit Kind ging natürlich nicht, war am Ende aber doch oft einfacher, als sie gedacht hatte. Als es in der Dezibar mal eine Halloweenparty gab, konnte Alexandra Espinosa Rojas sogar fix von ihrem Wohnheimzimmer bis runter laufen, tanzen und zum Stillen zwischendurch wieder zu ihrem Erstgeborenen flitzen – „super praktisch“, lacht sie. Sie genieße jetzt auch das Kleinstädtische mehr, als vor den Kindern. „Alles ist nah, die Wege kurz. Im Prüfungsamt haben mich alle unterstützt und verstanden, dass ich wegen der Kinder Urlaubssemester beantrage oder etwas schiebe – dafür ist die Freude immer groß, wenn ich das Baby mitbringe, so nah und familiär geht es hier in Zittau zu.“ Alexandra Espinosa Rojas hat ein sonniges und starkes Gemüt, sie will Karriere machen und mindestens vier Kinder haben: „Alle Ziele, die ich hatte, konnte ich mit diesem Studium verbinden!“
Text: Sophie Herwig