Der Referent des Rektors der HSZG Dr. Stephen Aranha stellt sich im Interview vor.
Dr. Stephen B. Aranha ist seit April 2024 an der Hochschule Zittau/Görlitz als Referent des Rektors in der Stabsstelle Hochschulentwicklung und Kommunikation tätig. Im Interview stellt sich der 1972 geborene Berliner, der viele Jahre auf den Bahamas lebte, vor. Ein Gespräch über Selbstwahrnehmung, Arbeitsphilosophie und persönliche Entwicklung.
Dr. Aranha, seit Mitte April arbeiten Sie nun bereits als Referent des Rektors in der Stabsstelle Hochschulentwicklung und Kommunikation. Höchste Zeit, Sie einmal der Hochschulöffentlichkeit vorzustellen. Und los geht es: Nennen Sie drei Worte, die Sie als Mensch am besten beschreiben.
Nummer eins: typischer Berliner. Ich liebe meine Heimatstadt. Vor allem aus der Entfernung. Nummer zwei: Potcake. Das Wort kommt aus den Bahamas und bezeichnete ursprünglich den am Kochtopf angebrannten Reis, der dann an die Hunde verfüttert wurde. Irgendwann hat sich die Bedeutung aber dahingehend verändert, dass er für die auf den Bahamas oft auf der Straße lebenden Hunde selbst verwendet wurde – ähnlich dem in Deutschland gebräuchlichen Begriff „Promenadenmischung.“ Daraus wurde dann eine Selbstbezeichnung von Leuten, auf die das irgendwie auch zutrifft. Und, zu guter Letzt, werde ich auch schon mal, vielleicht nicht ganz zu Unrecht, als Klugscheißer bezeichnet – weswegen ich doch etwas enttäuscht war, als ich herausgefunden habe, dass es hier mal ein sogenanntes „Klugscheißeraquarium“ gab, aber ich die Gelegenheit, darin zu sitzen, verpasst habe.
Sie kommen von einem Ort, von dem man nur träumen kann, dort einmal gewesen zu sein und besitzen die deutsche und die bahamaische Staatsbürgerschaft. Können Sie uns mehr über Ihre Herkunft erzählen?
Meine Mutter wurde in Liberec, damals Reichenberg, geboren und wuchs bis 1946 in Chrastava, damals Kratzau, auf. Nach dem Krieg ging es für Ihre Familie nach Bayern, NRW und Baden-Württemberg, bis es sie 1966 nach Berlin verschlug.
Die Familie meines Vaters hat zwar einen portugiesischen Namen, weil ein Vorfahr der namensgebenden Linie der Familie Mitte des 19. Jahrhunderts von Brasilien auf die Bahamas migrierte, um dort auf der Insel Inagua die Salzindustrie mit aufzubauen, aber der Stammbaum ist eine bunte Mischung von Menschen aus vielen Ländern und mehreren Kontinenten.
Die Bahamas waren eine britische Kolonie und erlangten erst 1973 ihre Unabhängigkeit. So kam mein Vater Anfang der 1970er Jahre, noch als sogenannter CUKC („Citizen of the United Kingdom and Colonies), als Pilot nach Berlin, wo er für die Modern Air arbeitete. Zu dieser Zeit mussten die Piloten, die von und nach West-Berlin flogen, die Staatsangehörigkeit eines der Westalliierten haben. Nach der Trennung meiner Eltern wuchs ich zwischen Berlin und Nassau, Bahamas auf, und nach meinem Studium habe ich mich entschieden, ganz dorthin zu ziehen.
Welchen Bildungsweg haben Sie eingeschlagen, und welche beruflichen Stationen sind für Sie besonders erwähnenswert?
Nach meinem Abitur habe ich an der Freien Universität Berlin Nordamerikastudien und Geschichte studiert und mein Studium mit dem Magister Artium abgeschlossen. Danach bin ich auf die Bahamas gegangen, wo ich zuerst als Redakteur beim Nassau Guardian gearbeitet habe. Die längste Zeit habe ich aber als Assistant Professor für Geschichte am College (mittlerweile University) of The Bahamas gearbeitet. 2016 kehrte ich nach Deutschland zurück, um am Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie in Frankfurt am Main meine Doktorarbeit über die historische Entwicklung des Wahlrechts auf den Bahamas zu schreiben. So bin ich zu einem Doktor der Rechtswissenschaft der Goethe Universität zu Frankfurt am Main gekommen.
Was hat Sie als Mensch besonders geprägt?
Ich hoffe, dass ich mir nicht selber etwas vormache, wenn ich sage, dass mich alle meine Erfahrungen, also die Menschen, mit denen ich zu tun hatte, und die Orte an denen ich gelebt und gearbeitet habe, geprägt haben. Sicherlich war sowohl der Umzug von Deutschland auf die Bahamas als auch der Rückzug wieder nach Deutschland eine große, einschneidende Veränderung, die vielleicht besonders heraussticht. Aber auch auf den ersten Blick kleinere Veränderungen prägen einen Menschen. Jedenfalls hoffe ich inständig, dass ich eines Tages sagen kann, dass Zittau und die Lausitz sowohl wie die Menschen im Allgemeinen und die Arbeit mit den Kolleginnen und Kollegen an der HSZG im Besonderen mich auch geprägt haben.
Was hat Sie dazu bewogen, an der Hochschule Zittau/Görlitz zu arbeiten und die Position des Referenten des Rektors zu übernehmen?
So sehr Vergleiche auch hinken, gibt es dennoch einige Ähnlichkeiten zwischen dem College bzw. der University of The Bahamas und der HSZG. Beides sind z. B. eher kleine Hochschulen, beide haben einen Doppelstandort. Ich habe gerne am College of The Bahamas gearbeitet, und ich habe gerne meinen Teil dazu beigetragen, für die Studierenden bessere Studienbedingungen und für die Professorinnen und Professoren bessere Lehr- und Forschungsbedingungen zu ermöglichen. An der HSZG schätze ich den direkten Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen. Diese kurzen Dienstwege können die Arbeit ungemein erleichtern.
Welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten gehören zu ihrer Rolle als Referent des Rektors?
Ein bisschen Hans Dampf in allen Gassen, ein bisschen Houdini. Und vielleicht auch ein bisschen Nervensäge vom Dienst.
Als Schnittstelle zum Rektor sind Sie sicher sehr begehrt, wie gestalten Sie die Kommunikation zwischen der Hochschulleitung und den verschiedenen Fakultäten und welche Herausforderungen sehen Sie in Ihrer aktuellen Position?
Ich hoffe, dass ich immer eine Portion Humor bewahren kann, um an die vielfältigen Aufgaben herangehen zu können. Wenn ich diesen Humor verlieren sollte, dann ist das normalerweise ein Anzeichen dafür, dass ich in der Tat gestresst bin.
Welchen Hobbys gehen Sie in Ihrer Freizeit nach?
Ich koche ganz gerne. Nein, eigentlich esse ich vor allem gerne. Aber da das Essen ja nicht von alleine auf meinen Tisch kommt, bin ich beim Kochen gelandet. Fotografie war auch mal ein Hobby von mir, bis ich meine Ausrüstung vor ein paar Jahren meiner Tochter „geliehen“ habe. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich damit wieder anfange. Außerdem bin ich sehr gerne in den Bergen unterwegs, auch wenn mir wirklich Wandern und Bergsteigen nicht mehr – oder noch nicht wieder – möglich sind. Auch wegen der Landschaft fühle ich mich hier sehr wohl. Und, last but not least, ich mag Pub Quizzes sehr gerne. Wenn da jemand eine Empfehlung für mich in Zittau und Umgebung hat…
Das Gespräch führte die Stabsstelle Hochschulentwicklung und Kommunikation, Teilbereich Öffentlichkeitsarbeit.