Neuberufung: Dr.-Ing. Jakob Hildebrandt – seit Februar 2020 ganz neu an unserer HSZG – lehrt betrieblichen Umweltschutz und Nachhaltigkeit am Standort Zittau.
Wie passen die Gestaltung essbarer Waldgärten, das Gerätetauchen, der Dauerlauf und die angewandte Pilzkunde zusammen? All diese Interessen und Talente vereinen sich in der Person unseres neuberufenen Professors Dr.-Ing. Jakob Hildebrandt, geboren 1984 in Werther, Westfalen. Seit Februar 2020 ist er Professor in der Fakultät Umwelt- und Naturwissenschaften. Sein Fachgebiet an unserer HSZG umfasst dabei den betrieblichen Umweltschutz und die Nachhaltigkeit. „Ich habe mich schon sehr früh für ökologische Zusammenhänge in der Landschaft und den technischen Umweltschutz begeistert“, sagt Hildebrandt. Während des Abiturs belegte er das Fach Umweltwissenschaften, seinen Zivildienst absolvierte der heute 35-jährige in der Landschaftspflege. Im Internationalen Studiengang Umwelttechnik studierte er im Bachelor an der HS Bremen. Während sein Bachelor-Studium eine verfahrenstechnische Ausrichtung hatte, lag sein Schwerpunkt im Master Energie- und Stoffstrommanagement an der HS Trier dann eher auf dem Management und Wirtschaftsingenieurwesen.
Nach seinem Bachelor konnte Hildebrandt „bodenständige Praxiserfahrungen“ sammeln, wie er sagt, bei der unteren Umweltschutzbehörde der Stadt Köln. Von 2011 bis 2013 war er in der Millionenstadt technischer Angestellter in der abfall-, wasser- und immissionsschutzrechtlichen Betriebsüberwachung und verantwortlich für mehr als hundert Unternehmen die u.a. mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstofflösemitteln arbeiten. Aus dieser behördlichen Anstellung wechselte Jakob Hildebrandt dann 2013 an das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. Als Doktorand bzw. Wissenschaftlicher Mitarbeiter forschte er im Department Bioenergie mit einem Fokus auf die werkstoffliche Biomasse-Nutzung zum Thema „Nachhaltigkeitsindex für die Bewertung von Wertschöpfungsketten im Spitzencluster Bioökonomie Mitteldeutschland“.
Ein Leben mit erneuerbaren Energien und der Bioökonomie erfordert mit Systemwandel und Fluktuationen leben und umgehen zu lernen. Der Strukturwandel birgt dabei die großartige Chance dies nicht bloß als Mantra vor uns her zu tragen. Vielmehr birgt er Auftrag und Gelegenheit gemeinsam mit Gesellschaft und Wirtschaft einen gemeinsamen Innovationsethos zu begründen. Dieser hilft uns resilient mit Fluktuationen umzugehen, Wissenskapital und Wertschöpfung auch aus vermeintlichen Knappheiten zu schöpfen und in der Renaturierungsökologie und der Entwicklung hochinnovativer Business-Ökosysteme der Bioökonomie ganz neue Zukunftschancen für die Lausitz zu erarbeiten und auf stabile Standbeine zu stellen.
Von 2016 bis letztes Jahr war Hildebrandt als stellvertretender Betriebsleiter und Projektkoordinator in der Kreislauf- und Humuswirtschaft tätig. Dort war er zuständig für die Planung und den Betrieb von Bioabfallvergärungs- und Kompostierungsanlagen am Standort Gütersloh in Ostwestfalen. Seinen erfolgreichen Abschluss des Promotionsverfahrens als Doktor-Ingenieur an der Universität Leipzig mit kumulativer Dissertation machte Hildebrandt 2018 begleitend zur Industriepraxis. Er erforschte im Zuge seiner Doktorarbeit die Bewertung der Nachhaltigkeit der werkstofflichen Nutzung von Buchenholz. Hildebrandts großes Interesse gilt beruflich wie privat der Kreislaufführung von organischen Substraten. Genauer gesagt, wie eine intelligente Kaskadennutzung von biogenen Abfall- und Reststoffen auf der gesamten Systemebene von den Gärten bis in die Chemieindustrie umgesetzt werden kann. Beispiele hierfür sind die Rückführung von Stoffen zur Energiegewinnung z.B. als Biogas oder zur Bodenverbesserung z.B. als Kompostsubstrate.
Hier findet sich auch wieder eine Schnittstelle zu seiner Ausbildung als Fachberater für angewandte Mykologie, zu Deutsch Pilzkunde, die er seit 2014 macht und die auch die Biokonversion von Substraten in den Blick nimmt. Privat experimentiert er mit der Gestaltung von Waldgärten, im englischen heißt das Food-Forest-Design – dieses bietet vielfältige Zukunftspotenziale z.B. die Nutzung von Stärkehaltigen Früchten als Nahrungs- und Futtermittel, diese können bei der Begrünung von Städten helfen und dazu beitragen innerstädtische Landschaften „essbar“ zu machen. „Mich interessieren außerdem die mykologischen Zusammenhänge im Wald“, sagt Hildebrandt. „Wie können Pilze heilen und helfen und wie wirken sich Schadpilze aus? Zum Beispiel beim Klimawandel?“ Vielleicht entwickelt Herr Hildebrandt ja bald mit ein paar Studierenden Projektideen zur Gestaltung essbarer Waldgärten z.B. für einen privaten Food-Forest in Zittau. Ein herzliches Willkommen an der HSZG.
Lehre in den Bereichen
Forschung in den Bereichen
2019
2018