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28. Oktober 2022

Visionen für die Kohleregionen

HSZG-Studierende übergeben Ideen zum Strukturwandel an Sachsens Regierung.

Für die erfolgreiche Umsetzung des Strukturwandels braucht es junge Menschen mit Ideen und Visionen für ihre Heimatregion. Die HSZG-Studenten Timon Conrad und Marcus Wöckel gehören beide dazu. Zusammen mit anderen jungen Leuten aus den Kohleregionen in Ost und West haben sie sich zusammengesetzt, um Ideen für den Strukturwandel zu entwickeln. Darunter sind Vorschläge wie die Etablierung mobiler Arztpraxen auf dem Land, der Bau von Tiny-Haus-Siedlungen auf ehemaligen Tagebauflächen oder im Fall von Timon Conrad: die Entwicklung des Hochschulcampus hin zum „Versuchslabor der Energiewende“.

Die besten Ideen wurden in ein „Jugendgutachten“ übernommen mit dem Titel „Jugend gestaltet Strukturwandel“. Am 18. Oktober trafen sich die Studierenden in der Sächsischen Staatskanzlei zur Übergabe ihres Gutachtens an Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer.

Dabei hatte auch Timon Conrad, Student der Energie- und Umwelttechnik, Gelegenheit, auf seine Projektskizze aufmerksam zu machen. Sein Vorschlag ist es, dass die Hochschulen und Universitäten in den Kohleregionen klimaneutral werden sollen und auf diesem Weg Forschung und vor allem Studierende miteinbeziehen. Planen diese beispielsweise die Kalkulation einer Photovoltaik-Anlage, die dann auch noch auf dem Campus gebaut wird, liefere dies aus der Sicht des 23-Jährigen eine viel größere Motivation als jeder theoretische Unterricht.

Nun ist der erste Schritt in Richtung Umsetzung vollbracht: Der Sächsische Minister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt, sowie der Beauftragte für Strukturentwicklung in der Lausitz und der Region Leipzig, Jörg Huntemann, zeigten großes Interesse und boten der Gruppe ein weiteres Treffen an für ein ausführlicheres Gespräch zu dem Jugendgutachten.

"Mehr strukturell verankerte Partizipation"

Zum Thema "Jugendgutachten" führte die Öffentlichkeitsarbeit mit Timon Conrad ein Interview:

Wer hatte die Idee zu diesem "Jugendgutachten"?

Die Ideen sind auf einem Planathon im November 2021 mit anderen Jugendlichen aus den drei Kohlerevieren entstanden. Organisiert wurde das Ganze von der Uni Leuphana als Teil der Jugendstrategie der Bundesregierung.

Aus welchen Gründen hast du dich für eine Teilnahme am Planathon entschieden?

Mir liegt die Lausitz als Region, in der ich geboren und aufgewachsen bin, sehr am Herzen. Ich wünsche mir, dass in der Zukunft junge Menschen die gleichen oder sogar bessere Chancen haben. Sei es in Bildung, Ausbildung, Freizeit, Mitgestaltung und Mitbestimmung. Vor allem bei der Mitbestimmung wünsche ich mir eine strukturelle Verankerung, sodass jede Person daran aktiv partizipiert werden kann. Dafür setze ich mich ein.

Wie bist du das Projekt angegangen?

Ich bin erstmal relativ ergebnisoffen in die Veranstaltung des Planathons gegangen. An anderen Veranstaltungen wie z. B. ‘Mission2038‘ hatte ich vorher schon teilgenommen, und da ging es eher um kleinere eigene Projekte, die jede*r Teilnehmende dazu umsetzen konnte. Es ging beim Planathon aber um eine Vision mit mehr Möglichkeiten. Das hatte mich besonders motiviert daran teilzunehmen.

Wie ist der Bericht letztendlich entstanden?

Das "Jugendgutachten" hat die Jugendredaktion des Planathons über mehrere zusätzliche virtuelle Treffen geschrieben. Dabei wurden die Handlungsempfehlungen ausgearbeitet und die Ideen überarbeitet. Viele der Ideen, die im Anhang der Langfassung aufgeführt sind und als Grundlage für die Zusammenfassung dienen, stammen von dem Planathon, bei dem auch Marcus Wöckel anwesend war, der Elektrische Energiesysteme an der HSZG studiert. Beim Planathon sind deutschlandweit aus den drei Kohlerevieren der vier Bundesländer ca. 50 junge Menschen zusammengekommen. Marcus Wöckel war für das Mitteldeutsche Revier dabei und ich für das Lausitzer Revier. Ausgewählte Personen sind im Anschluss zur Übergabe des Gutachtens bei den entsprechenden Landesregierungen dabei gewesen. Marcus bei Sachsen-Anhalt und Sachsen, ich nur in Sachsen. Die Übergabe des Gutachtens an die Bundesregierung steht noch aus.

Wer kann bei der Realisierung eurer Ideen und Empfehlungen unterstützen?

Das "Jugendgutachten" habe ich mit den Professoren Dzienis, Kornhuber und Schmidt an unserer Hochschule besprochen. Mit ihnen versuche ich derzeit, Ideen anzugehen, die für die HSZG umsetzbar erscheinen, wie u. a. den klimaneutralen Campus. Im regen Austausch befinde ich mich mit dem Görlitzer Lukas Müller, der sich auch am University4Future-Prozess der HSZG als externer Berater beteiligt. Mit Annekathrin Kluttig und Florian Reß vom Klimaschutzmanagement-Team schauen wir, wie unserere Ideen im Klimaschutzkonzept der Hochschule verankert werden können. Richtig gut finde ich auch die Projekt-Arbeit von Prof. Kunick und Student Jonas Pfeiffer, die gerade versuchen, den Campus Görlitz im Bereich Wärme "Klimaneutraler" zu gestalten. Generell kann uns einfach jeder interessierte Mensch mit Ideen und Tatkraft unterstützen.

Wie war es für euch in der Staatskanzlei, als der Übergabemoment anstand?

Für mich war es schön, mit Politiker*innen sprechen zu können. Vor allem freut es mich, dass es einen weiteren Termin gibt, wir Schritt für Schritt die Ideen durchgehen konnten und nicht nur das Gutachten an sich überreichten.

Ihre Ansprechperson

Timon Conrad

E-Mail: Timon.Conrad(at)stud.hszg.de