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12. November 2019

Noch 50 m bis zum Ziel

Von Shanghai nach Zittau führte das IAESTE Austauschprogramm die Studentin Aijia Wei.

Wer in der Schwimmhalle nicht eine Bahn lang durchhält, bekommt auch keinen Abschluss. So einfach – und für manche Studenten doch so schwer – sind die Statuten an der Universität von Shanghai. An so manchen spannenden wie kuriosen Eigenheiten ihrer Heimatstadt ließ Aijia Wei, Austauschstudentin aus China im IAESTE Programm, die Kollegen aus dem Institut für Prozesstechnik, Prozessautomatisierung und Messtechnik (IPM) in ihrem Vortrag im Kolloquium Ende September teilhaben.

Denn Frau Weis zweimonatiges Praktikum zum Thema „Bildbasierte Detektion von Beschädigungen
an gummierten Walzen“, betreut von Dr.-Ing. André Seeliger (IPM), erzählt im Kleinen viel über die Wege von Industrie und Menschen in der heutigen globalisierten Welt. Shanghai hat mit seinen 20 Millionen Einwohnern und Touristenmagneten wie dem Orient Pearl Tower, immerhin fünftgrößter Fernsehturm der Welt, ähnlich viel zu bieten wie Zittau, mit seinem Fastentuch und Naturschönheiten wohin das Auge blickt. Zur Erholung vom Großstadtalltag gehen die Bewohner gern in den Yu Garten, der mit seiner Lehre von der inneren Harmonie zwischen Architektur und Natur viel über chinesische Traditionen verrät. Frau Weis Praxisthema steht hingegen für den Blick in die Zukunft, sowohl in Fernost als auch in der Oberlausitz.

Sie beschäftigt sich mit „Künstlicher Intelligenz“ (KI), ein Bereich der Forschung, mit dem viele Menschen diffuse Bilder verknüpfen. Ihre Arbeit wird der „schwachen KI“ zugeordnet, damit sind konkrete Anwendungen des maschinellen Lernens gemeint. Das programmierte künstliche neuronale Netz lernt dabei selbstständig, mit neu auftauchenden Problemen umzugehen. Intelligentes Verhalten wird also mit Hilfe von Algorithmen simuliert, die Frau Wei in der Programmiersprache Python implementiert hat.

Aber die Arbeit am Laptop allein hätte noch keine vorzeigbaren Ergebnisse hervorgebracht. Dafür ging es zum Praxispartner, der Traditionsfirma Küsters-Textile aus Zittau, die Maschinen für die Veredelung (färben, bleichen, mercerisieren) von Textilien entwickelt und produziert. Inzwischen ist Küsters eingebettet in die international aufgestellte Benninger Group, die zufällig auch in Frau Weis Heimatstadt Shanghai eine Niederlassung unterhält. Von Zulieferern kommen mehrere Meter lange, mit einer Gummischicht überzogene, Walzen in das Werk nach Zittau und müssen bisher händisch und aufwändig auf Fehler in der Beschichtung überprüft werden.

Um diesen Prozess in Zukunft automatisieren zu können, war für Frau Wei viel zu tun. Zuerst musste sie die verschiedenen Arten von Fehlern analysieren. Es galt, mögliche Schadensbilder wie Löcher und Risse zu kategorisieren, damit diese später auch von der KI erlernt werden können. Danach ging es mit der Kamera in den Betrieb, wo die Oberfläche mehrerer gummierter Walzen Stück für Stück abfotografiert wurde. Mit diesen Bilddaten startete dann das Training für ihr neuronales Netzwerk.

Einen Schwimmtest musste Frau Wei zur erfolgreichen Absolvierung ihres Fachpraktikums an der HSZG nicht bestehen, dieser wartet erst zum Ende ihres Studiums in Shanghai. Dabei haben die Einwohner nicht viel von dem angrenzenden Meer zu befürchten. In ihrem Vortrag zeigte sie anhand von Wetterkarten, dass die Metropole wegen ihres wissenschaftlich unerklärlichen Glücks auch die Stadt des „Taifun-Zaubers“ genannt wird. Unwetter drehen oft erst kurz vor der Stadtgrenze ab und verziehen sich in eine andere Richtung. Eine schöne Parallele zwischen Zittau und Shanghai, denn auch die Oberlausitz hat der Legende nach wenig vor Sturm und anderem Unheil zu befürchten, da sie wiederum unter dem Schutz der „Blauen Steine“ steht.

Die Kollegen aus dem IPM honorierten die Präsentation von Frau Wei mit einem Applaus und Projektmanager Dr. Clemens Schneider überreichte Teile aus dem Campus-Shop der HSZG als Geschenk. Der Aufschlag für einen möglichen Einsatz von KI in einem Traditionsunternehmen der Oberlausitz ist nach dem zweimonatigen Praktikum geschafft und Kollegen wie Studentin sind sowohl mit fachlichem Wissen als auch Verständnis für die Welt im Dreiländereck sowie der asiatischen Metropole beschenkt worden.

Mehr Infos zum IAESTE Austauschprogramm für die Vermittlung berufsbezogener Fachpraktika in mehr als 90 Ländern der Welt finden Sie auf folgender Seite.

Foto: Prof. Dr.-Ing. Alexander Kratzsch
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Autorin des Textes
M.A.
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