Im neuen interdisziplinären Forschungstechnikum in Zittau finden Personal und Technik aus unterschiedlichen Teilprojekten Platz.
Am 28. August 2019 wurde an der Hochschule Zittau/Görlitz (HSZG) im Beisein des Chefs der Sächsischen Staatskanzlei, Herrn Staatsminister Oliver Schenk, dem Mitglied des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Stephan Meyer, Herrn Prof. Welf-Guntram Drossel, Institutsleiter Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU, Herrn Prof. Miroslav Brzezina, Rektor der TU Liberec und grenzübergreifender Partner der HSZG, Herrn Thomas Zenker, Oberbürgermeister der Stadt Zittau, Herrn Alexander Jakschik, Geschäftsführer ULT AG, Partnerunternehmen und Beiratsmitglied LaNDER³, die LaNDER3-Halle als neues interdisziplinäres Forschungstechnikum eröffnet. Zu dieser Veranstaltung konnten zahlreiche in- und ausländische Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft sowie Akteure der Impulspartnerschaft begrüßt werden.
In der Partnerschaft LaNDER³ (Lausitzer Naturfaserverbundwerkstoffe: Dezentrale Energie, Rohstoffe, Ressourcen, Recycling) arbeiten Wissenschaftler der Hochschule Zittau/Görlitz seit 2017 gemeinsam mit mehr als 20 überwiegend regionalen Partnerunternehmen sowie und acht wissenschaftlichen Partnern an Lösungen zur ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Verarbeitung und Wiederverwertung von naturfaserverstärkten Kunststoffen (NFK). Die Projektpartner wollen effiziente Technologien entwickeln und neue Anwendungsbereiche für diese nachhaltigen und leichtbaugerechten Werkstoffe erschließen. Damit soll ein wichtiger Beitrag zur Klimaschonung und Einsparung wertvoller Ressourcen geleistet werden.
Um die erforderliche Maschinen- und Anlagentechnik, die für die Herstellung, Verarbeitung und Analyse von NFK-Bauteilen erforderlich ist, aufzubauen und miteinander zu koppeln, haben sich die LaNDER3-Partner für den Bau eines spezialisierten Forschungstechnikums stark gemacht. Durch zusätzliche Mittel des Freistaates Sachsen in Höhe von 1,5 Mio. Euro konnte der Bau des neuen Technikums ermöglicht werden. In diesem interdisziplinären Partnerschaftslabor finden Personal und Technik aus den unterschiedlichen Teilprojek-ten von LaNDER³ Platz.
Die LaNDER³-Halle bringt damit exzellente anwendungsorientierte Forschung und wirtschaftliche Interessen an einem Ort zusammen. Auf engstem Raum lässt sich die gesamte Prozesskette von NFK abbilden und ganzheitlich erforschen: angefangen von der Fasergewinnung sowie der Faseraufbereitung und –funktionalisierung über die energieeffiziente Herstellung von NFK-Bauteilen bis hin zum Recycling und zur Wiederverwendung.
Das hohe Interesse regionaler Unternehmen an einer Zusammenarbeit mit der Hochschule Zittau/Görlitz im Bereich der naturfaserverstärkten Kunststoffe ist groß. Das zeigt nicht nur die große finanzielle Unterstützung vieler Unternehmen, sondern auch die Bereitstellung von Anlagen- und Maschinentechnik zum Gelingen der Projektziele in LaNDER³. Auch diese Maschinen werden im neuen LaNDER3-Technikum ihre Heimat finden. Eine davon ist beispielsweise eine Sortiermaschine der RTT Steinert GmbH aus Zittau zur Erforschung von Recyclingprozessen für NFK-Bauteile.
Die gemeinsame Forschungshalle wurde in nur anderthalb Jahren errichtet und ist ein sichtbarer Beleg für die weitreichende und langfristige Wirkung der strategischen Partnerschaften, die im Rahmen des BMBF-Projekts von FH Impuls bisher entstanden sind.
2016 konnte sich die Hochschule Zittau/Görlitz mit ihrem Projektantrag als eine von zehn Ausgewählten von 80 Bewerbern durchsetzen und erhielt mehr als fünf Millionen Euro aus der Fördermaßnahme „Starke Fachhochschulen – Impuls für die Region“ (FH-Impuls) durch das BMBF. Des Weiteren unterstützen vorrangig regionale Unternehmen das Projekt mit zusätzlichen Mitteln in Höhe von 980 T€.
Das Besondere an LaNDER³ ist, dass der Bund das Projekt bis zu acht Jahre lang fördern kann. Oft hat man nur zwei oder drei Jahre. In so kurzer Zeit ist es schwierig, ein marktreifes Produkt herzustellen. In acht Jahren jedoch sei es realistisch, innovative Produkte zu entwickeln und die Forschungsergebnisse zu veröffentlichen. Zurzeit befindet sich das Projekt LaNDER³ in der vierjährigen Aufbauphase. Danach kann und wird sich die Hochschule noch einmal um eine vierjährige Förderung bewerben.
Naturfasern aus regional verfügbaren Biomassen, wirtschaftlich unter Reststoffverwertung aufgeschlossen, in Hightech-Verbundwerkstoffen als leichte, belastbare Materialien energieeffizient in gebrauchsfertige Bauteilform gebracht, funktionsgerecht beschichtet und recycelbar – alle Schritte optimal prozessintern mit Energie versorgt – das ist das Ziel. Die Partnerschaft revolutioniert somit den gesamten Produktlebenszyklus von Naturfaserverstärkten Kunststoffen (NFK).