17. Juli 2024

Weltraum-Helden inspirieren unsere Hochschulgemeinschaft

ESA-Astronaut Dr. Alexander Gerst und Missionsleiter Volker Schmid mit Vorlesungen zu Gast an der HSZG

Am 28. Juni 2024 hielt der ESA-Astronaut und Geophysiker Dr. Alexander Gerst eine öffentliche Vorlesung an der Hochschule Zittau/Görlitz (HSZG). Unter dem Titel "Über unsere Horizonte – warum wir den Weltraum erforschen“, teilte er seine beeindruckenden Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem All mit einem sehr interessierten Publikum.

In seinem Vortrag nahm Dr. Gerst die Zuhörer*innen mit auf eine Reise durch seine spannenden Erlebnisse als Astronaut. Er schilderte eindrucksvoll, wie es sich anfühlt, die Erde als kleine blaue Murmel im unendlichen All zu sehen, und welche Emotionen ihn überkamen, als er Europa und andere Teile der Welt aus dem Weltraum betrachtete.

Ein besonders berührender Moment des Vortrags war, als Dr. Gerst über die Sicht auf die Erde sprach und die verheerenden Auswirkungen von Kriegen, Umweltzerstörungen und Naturkatastrophen beschrieb, die er aus dem All beobachten konnte, ohne direkt eingreifen zu können. "Wenn wir unsere Ressourcen nicht sinnlos verbrauchen, sondern zusammenarbeiten und etwas Positives schaffen, wäre das für alle gut. In diesem Geist sollten wir in die Zukunft schauen. Das ist, glaube ich, meine wichtigste Botschaft", konstatierte Dr. Gerst.

Neben den persönlichen Erlebnissen gab Dr. Gerst auch einen Ausblick auf die zukünftigen Pläne der Menschheit im Weltraum. Er erläuterte u. a. die geplante Erforschung des Mondes und hob die Bedeutung wissenschaftlicher Forschung und internationaler Zusammenarbeit hervor. Alexander Gerst war zweimal bei der internationalen Raumstation ISS, dem größten Außenposten der Menschheit im All, und führte dort beispielsweise Experimente für die medizinische Forschung zu Alzheimer und Krebs durch. Mit seinen anschaulichen Fotos und Videos von der ISS wurde deutlich, wie diese Missionen neue Erkenntnisse liefern und unseren Blick auf den Planeten Erde inspirierend verändern können.

Es war eine große Ehre, Herrn Dr. Gerst an unserer Hochschule begrüßen zu dürfen. Seine bedeutenden Botschaften, Erfahrungen und Einsichten für die Menschheit haben mich tief berührt, emotional sehr bewegt und inspiriert. Immer, wenn ich künftig ein vermeintliches „Problem“ auf unserer wunderschönen Erde habe, werde ich an ihn denken – einen wahren Helden unserer Zeit – mutig, klug und stark setzt er sich für uns ein.
Prof. Dr. Sophia Keil, Prorektorin Bildung und Internationales

Im Anschluss an seinen Vortrag beantwortete ESA-Astronaut Gerst viele Fragen, die die Menschen schon immer über das Leben im All hatten: Wie schläft man in der Schwerelosigkeit? Wie ist es, ein Jahr lang im All zu leben? Er ging auch auf die Herausforderungen ein, die er während seiner Missionen auf der Internationalen Raumstation (ISS) meistern musste. Auf die Frage eines Abiturienten, was er tun müsse, um auch Astronaut zu werden, gab Dr. Gerst folgende Antwort:

Egal, was ihr für einen Traum habt, ihr schuldet es eurem späteren 100-jährigen Selbst, es einmal zu probieren. Die Chancen stehen gar nicht so schlecht, dass es doch klappt.
Dr. Alexander Gerst, ESA-Astronaut und Geophysiker

Als Dank und zur Erinnerung an seinen Vortrag an der HSZG überreichte Alexander Gerst dem Rektor, Prof. Dr.-Ing. Alexander Kratzsch, zum Abschluss seinen ESA-Aufnäher, den er bei der Mission Blue Dot 2014 getragen hat. Die Blue Dot-Mission begann am 28. Mai 2014, als der deutsche ESA-Astronaut mit einer Sojus-Rakete zur Internationalen Raumstation (ISS) startete. Während seiner sechsmonatigen Mission als Teil der ISS-Expedition 40/41 führte Gerst Experimente mit Plasma, Robotern und Metallen durch und arbeitete an einem Schulprojekt (ESA 2014).

Als Rektor dieser Hochschule und auch ganz persönlich ist es mir eine große Ehre und Freude, das Emblem der Mission Blue Dot 2014 aus Alexander Gersts Händen entgegennehmen zu dürfen. Mit dem Raumanzugaufnäher hält ein Stück Weltall Einzug in unsere Hochschule. Er wird einen Ehrenplatz bekommen und uns stets daran erinnern, dass die Menschheit in der Lage ist, Großes zu leisten.
Prof. Dr.-Ing. Alexander Kratzsch, Rektor der Hochschule Zittau/Görlitz

Kindervorlesung mit Missionsleiter Volker Schmid

Im Anschluss an Dr. Gersts Vortrag fand eine Vorlesung für Kinder statt. Unter dem Titel "Abenteuer Weltraum: Spannende Einblicke mit Missionsleiter Volker Schmid" wurde eine spannende Reise ins All für junge Entdecker*innen geboten. Diese Session richtete sich an Schülerinnen und Schüler im Alter von etwa 6 bis 10 Jahren.

Volker Schmid, der Missionsleiter der letzten drei großen ESA-Missionen deutscher Astronauten, darunter die BlueDot- und Horizons-Missionen von Dr. Gerst und die Cosmic Kiss-Mission von Matthias Maurer, teilte faszinierende Einblicke und Erlebnisse.

Schmid erzählte den jungen Zuhörer*innen spannende Geschichten über das Leben und Arbeiten auf einer Raumstation. Er beschrieb den Alltag der Astronaut*innen und die verschiedenen Experimente, die sie im All durchführen. Besonders faszinierend war seine Erzählung über den schwebenden Roboter CIMON, der als Hightech-Assistent auf der ISS dient. Die Kinder erfuhren auch, warum Menschen ins All fliegen, und welche Ziele diese Missionen verfolgen. Schmid gab zudem einen Ausblick auf zukünftige Raumfahrtpläne, darunter die nächsten großen Missionen zum Mond.

Die Schülerinnen und Schüler waren sehr interessiert und stellten viele Fragen, was die Begeisterung und Neugier der Kinder für die Raumfahrt zeigte. Hier ist auch den Schulen in der Region zu danken, die ihre Schülerinnen und Schüler mit einer speziellen Weltraum-Woche auf diese Vorlesung vorbereitet haben.

Heute durften wir nicht nur den spannenden Vorträgen von Alexander Gerst und Volker Schmid lauschen, sondern auch den Spatenstich für den Neubau des DLR-Instituts für CO2-arme Industrieprozesse und den DLR-Science Day auf dem Zittauer Marktplatz feiern. Die Hochschule Zittau/Görlitz bedankt sich bei beiden Referenten und allen Gästen des DLR für ihre inspirierenden Ausführungen und freut sich auf zukünftige Veranstaltungen dieser Art.
Prof. Dr.-Ing. Alexander Kratzsch, Rektor der Hochschule Zittau/Görlitz
Mit 26 Millionen PS ins All: "Hatte ein richtig fettes Grinsen im Gesicht"

Hier berichtet der mdr über den Besuch des ESA-Astronauten und Geophysikers Dr. Alexander Gerst an der HSZG.

Über Alexander Gerst: Dr. Alexander Gerst, geboren am 3. Mai 1976 in Künzelsau, Deutschland, studierte Geophysik in Karlsruhe, Geowissenschaften in Neuseeland und Vulkanologie in Hamburg, wo er 2010 promovierte. Seit 2009 ist er Teil des ESA-Astronautenkorps und absolvierte seinen ersten Weltraumflug 2014 (Blue Dot-Mission) und seinen zweiten 2018 (Horizons-Mission). 2018 wurde er der erste deutsche Kommandant der ISS. Seit 2023 leitet er die Abteilung „Astronaut Operations“ am Europäischen Astronautenzentrum in Köln.

In seiner Freizeit liebt Gerst Gleitschirmfliegen, Mountainbiking, Bergwandern, Klettern und Tauchen. Für seine Verdienste wurde er mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Großen Verdienstkreuz, der goldenen Humboldt-Medaille, dem Senckenberg-Preis und dem Preis des Westfälischen Friedens.

Über Volker Schmid: Volker Schmid leitet das DLR-Missionsteam der Horizons-Mission von Alexander Gerst. Er studierte Luft- und Raumfahrttechnik an der FH Aachen und absolvierte einen Master of Space Systems Engineering an der TU Delft. Beim DLR betreute er die ISS-Teilprogramme des europäischen Raumtransporters ATV und des Rettungsfahrzeugs CRV. 2011 initiierte er das Projekt CIMON. Volker Schmid ist verantwortlich für das ISS-Experiment MagVector/MFX und MFX-2 sowie die Horizons-Mission.

Foto: Prof. Dr. rer. pol. Sophia Keil
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Quelle:

ESA [= European Space Agency] (2014): „Blue Dot“ – die Erde mit Alexander Gersts Augen sehen. Online verfügbar: https://www.esa.int/Space_in_Member_States/Germany/Blue_Dot_die_Erde_mit_Alexander_Gersts_Augen_sehen (Zugriff am: 10.07.2024).